Kinder mit Cerebralparese

Die Arbeit mit Kindern mit Cerebralparese im Castillo Morales®-Konzept

Das Castillo Morales® – Konzept bietet gute Möglichkeiten, um auch mit Kindern mit Cerebralparese zu arbeiten und diese zu unterstützen.

Wichtige Voraussetzung hierfür ist eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern mit Cerebralparese sowie viel Erfahrung mit dem Castillo Morales® – Konzept. Bestimmte Elemente des Castillo Morales® – Konzeptes lassen sich gut anwenden. Dies betrifft vor allem die Bereiche Elternarbeit, Kommunikation, Essen und Trinken sowie Lagerung, Haltung und Aufrichtung der Klienten.

Das Arbeiten in der funktionellen Asymmetrie ist ebenfalls wichtiger Aspekt im Umgang mit Kindern mit CP. Allerdings ist hierbei besondere Aufmerksamkeit geboten, da zu viel Asymmetrie zu einer Handlungsunfähigkeit des Kindes führen kann.

Insgesamt muss in der Arbeit mit Kindern mit CP sehr genau beobachtet, reflektiert und angepasst werden

 

Behandlungsbeispiele

1.   L. :

Auf den ersten drei Bildern sehen wir L., 6 Jahre alt

  1. im Rollstuhl sitzend.
  2. mit der Therapeutin in einer funktionellen Ausgangsstellung, die unter anderem den Schluckprozess erleichtert.
  3. in einer Variante aus dieser Position heraus.

L. in ihrem Rollstuhl 

L. im Seitsitz

Eine asymmetrische Sitzposition außerhalb des Rollstuhls, gibt ihr die Möglichkeit zum eigenständigen Handeln und fast selbständigen Sitzen. Gleichzeitig beinhaltet der Seitsitz Gewichtsverlagerung und Rotation, wodurch die diagonalen Muskelketten aktiviert werden. Dieser Aspekt ist ein wichtiger Baustein in der Therapie von Kindern mit CP.

Hier bekommt L. die Möglichkeiten, zu hantieren und den Kopf und die Augen dabei entsprechend einzustellen. Sie kann den Kopf bei Ermüdung ablegen. Ebenso unterstützt sie diese Position beim Essen und dabei, mit der Therapeutin vor ihr auf einer Augenhöhe zu  kommunizieren.

Diese Haltung bewirkt bei L. eine Tonusregulierung im Körper bis hin zum orofazialen Komplex. Das wiederum unterstützt die Unterkieferrotation, den  Mundschluss und erleichtert L. das Essen(Abbeißen, Kauen, Schlucken). Dadurch hat das Kind die Möglichkeit funktionell zu lernen.

L. im Seitsitz. Die Wange ist aufgelegt.
Aus dieser Position heraus ist es  L. möglich, den Kopf bei Ermüdung abzulegen und in dieser Haltung weiter zu essen. Ein weiterer Vorteil entsteht dadurch, dass die Wange Kontakt zur Unterlage hat und so der Buccinatormechanismus unterstützt werden kann.

2. M. :

auf den folgenden Bildern sehen wir M., 15 Jahre alt

  1. in Ihrem Rollstuhl sitzend
  2. in ihrem Rollstuhl trinkend
  3. in der therapeutischen Situation.

M. in ihrem Rolli  

M. im Rollstuhl trinkend
Sie trinkt mit einem Strohhalm.
M. ist in der Lage für kurze Zeit die Lippen zu schließen und zu trinken.
Dabei steigt ihr Muskeltonus und ihre Atmung wird schneller.
Manchmal verschluckt sie sich, besonders wenn sie aufgeregt ist.

In der therapeutischen Situation
gelingt es M. gut und zügig zu trinken, ohne sich zu verschlucken.
Dies ist möglich, weil sie durch die Position im Sitz, in starker Hüft- und Kniebeugung und mit Halt durch die Therapeutin am Schultergürtel ihre Gesamtmuskelspannung regulieren kann. Durch eine funktionelle, asymmetrische Haltung und Ansprache von rechts,  kann sie ihre  Halswirbelsäule bzw. den Kopf gut einstellen und halten. Dadurch wird die Atmung erleichtert.  Auch das Sprechen ist in dieser Position einfacher und M. kann längere Sätze bilden.

Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit CP ist es wesentlich eine Position/Haltung zu finden, in der die Klient*innen aktiv werden und handeln können und somit aktiv am Alltag teilnehmen können

Ulrike Hirsch, Physiotherapeutin, Lehrtherapeutin für das Castillo Morales®-Konzept